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Digitalisierung ist mehr als nur schneller, höher, weiter

Stella Dresden will Excel-Wurstelei beenden

Stella-Mitarbeiter Heiko Heinrich zeigt die Systemlösung G2

Stella-Mitarbeiter Heiko Heinrich zeigt die Systemlösung G2

Dresden. Die Dresdner Software-Schmiede "Stella Systemhaus" schickt sich an, der Digitalisierung in den deutschen Behörden, Instituten und Unternehmen neuen Schwung zu geben. Dabei wollen die Dresdner die Tabellenkalkulation "Excel" als Standardprogramm an vielen Arbeitsplätzen durch eine leistungsfähigere Alternative ersetzen – durch ein Stella-Programm, versteht sich.

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Diese Software namens „G2“ macht laut Stella die großen Datenmengen, die moderne Verwaltungen tagtäglich erzeugen, für die Behördenchefs erst richtig überschau- und analysierbar. Andererseits versetze G2 auch normale Verwaltungs-Mitarbeiter ohne Informatik-Spezialwissen in die Lage, Datenbanken aufzubauen und elektronische Formulare zu generieren.

Jeder, der Excel beherrscht, kann auch G2

„Die Gesellschaft fordert Digitalisierung“, erklärt Stella-Chef Gerd Staudinger das Konzept dahinter. Allzu oft werde dabei aber nur daran gedacht, wie Digitalisierung die Geschäftsprozesse beschleunigen und rationalisieren könne. Doch Digitalisierung berge mehr Chancen: Sie könne Firmenchefs und Behördenleitern mehr und bessere Informationen darüber geben, was in ihrem Unternehmen oder ihrer Verwaltung vor sich geht – und ihnen helfen „fundiertere Entscheidungen zu treffen und damit ihr Unternehmen besser zu führen“.

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Stella ziele mit ihrem G2-Paket auf jene Firmen und Behörden, die sich bisher mit einer Excel-Tabellenwirtschaft durchwursteln: „Excel-Lösungen sind nämlich nicht geeignet, um Daten für die Geschäftsleitung abzubilden“, erklärt Staudinger. „Man müsste jedes der 100 Excel-Formulare aufrufen und die Daten herauskopieren, um einen Quartalsbericht zu bauen.“ Die Software aus Dresden habe diese analytischen Fähigkeiten. Zudem sei sie von jedem, der Excel beherrsche, bedienbar.

Einsatz in saarländischen Ministerien

Und das sind mehr als bloße Versprechungen: Mit ihren Programmen haben die Dresdner bereits rund 100 Kunden mit zirka 28 000 Nutzern in ganz Deutschland überzeugt – darunter Bundesbehörden. Die setzen das System zum Beispiel für die Ruhegehaltsberechnung, Vertragsverwaltung, für Warenwirtschaftssystem, Computertechnik-Anschaffungsprogramme und Baumängel-Verwaltung ein.

Ein Parade-Anwendungsbeispiel ist die komplizierte Fördermittelverwaltung: Ständig legen öffentliche Institutionen neue Förderprogramme auf, ändern sie – für Außenstehende ist das Förderdickicht oft kaum überschaubar. „Wenn neue Formulare dazu kommen oder die EU alle sieben Jahre komplett neue Verwaltungsvorschriften herausgibt, müssen normalerweise Spezialisten her, denn die Behörden-Mitarbeiter können nicht selbst programmieren“, erklärt Staudinger.

Saarländische Ministerien beispielsweise nutzen daher die Dresdner Software, um den Unternehmen und Organisationen vor Ort stets aktuelle Fördermittel-Antragsformulare auszugeben – ohne dafür jedes Mal Informationstechnologen einspannen zu müssen.

Welche Tücken das Mit- und Nebeneinander von Wirtschaft und Behörden bergen kann, wissen die Dresdner Experten aus eigener, jahrzehntelanger Erfahrung nur zu gut: Die Gründer von Stella arbeiteten vor der Wende im Forschungszentrum der Dresdner Flugzeugwerft und war damit Teil der ostdeutschen Zentralverwaltungswirtschaft. „Wir waren damals sieben, acht Informatiker“, erinnert sich Staudinger.

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Firmenname mit literarischen Wurzeln

Das Forschungszentrum hatte zu DDR-Zeiten ein rechnergestütztes Qualitätssicherungssystem für die Kombinatsbetriebe aufgebaut, das in einen Leitstand einer automatischen Fabrik gemündet hat. Das war damals ziemlich nahe an der Weltspitze.“

Das nützte dem Zentrum nach dem Umbruch 1989 indes nicht mehr viel: Es wurde wie so viele ostdeutsche Betriebe abgewickelt. Die Entwicklungsingenieure verlegten sich zunächst auf den Verkauf von Microsoft-Programmen. Dann begannen sie, eigene Lösungen für die Behörden-Digitalisierung zu entwickeln, darunter eine elektronische Verschlusssachen-Registratur für das Bundeskriminalamt in Wiesbaden.

Der Name ihres 1991 gegründeten Unternehmens hat übrigens leuchtende wie auch literarische Wurzeln: „Die Firma Stella hat sich an Goethes Geburtstag gegründet – und eines seiner Werke heißt ,Stella’“ erzählt der Geschäftsführer. Zudem habe den Gründern der Name „Stella“ – lateinisch für Stern – einfach gefallen.

Inzwischen hat das Unternehmen mit Sitz in der Dresdner Neustadt acht Mitarbeiter und realisiert Umsätze „im sechsstelligen Bereich“, so Staudinger. Gefragt, was er in den nächsten fünf Jahren erreichen will, nennt er ehrgeizige Ziele: Er will nicht nur die Belegschaft verdoppeln, sondern bis dahin auch „das Tabellenkalkulationsprogramm Excel als Verwaltungslösung abgelöst haben“.

Von Heiko Weckbrodt

DNN

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